Weisheit und Wasserfarben – ein Wiedersehen mit Emma Block
Künstlerin, Illustratorin, Autorin und Mallehrerin Emma Block war eine der ersten Künstlerinnen, mit denen wir zusammengearbeitet haben. 10 Jahre später erzählt sie uns, wie ihre Karriere läuft – und warum es manchmal besser ist, Instagram zu meiden…
Emmas natürliche Begabung für Aquarellmalerei liegt in der Familie – ihr helles, wunderschönes Heimatelier ist dekoriert mit Kunstwerken der Menschen, die ihr am nächsten stehen, eins von ihrem Mann, einem Jazzmusiker, ein anderes von ihrem Großvater, sowie ihren eigenen zarten, lebendigen Gemälden.
Emmas Beziehung zu MOO reicht bis ganz zum Anfang ihrer Karriere zurück – sie war eine der ersten Künstlerinnen, mit denen wir zusammengearbeit haben und hat ein Set MiniCards mit ihren Illustrationen designt. Jetzt, 10 Jahre später, haben wir sie in ihrem Londoner Zuhause besucht, um zu hören, wie sie ihre Nische mit Illustrationen, Büchern, Live-Events und Malerei-Workshops ausgebaut hat.
Du hast deine Illustrations-Karriere online begonnen – wie hast du dein Publikum gefunden?
Ich kam zur Illustration, als ich noch zur Schule ging. Ich war gerade in die Oberstufe gekommen – als Teenager war ich ziemlich krank gewesen und habe 3 Jahre der Highschool verpasst, also war es ein guter Weg für mich, einen Blog zu haben und online zu sein, um mit Leuten zu sprechen. Es war mein einziger Weg, mit Leuten zu sprechen! Es machte nichts, dass ich krank war, ich konnte von meinem Zimmer aus bloggen und es war fantastisch, durch meine Kunst mit Leuten überall auf der Welt in Kontakt zu kommen. Es ist schon komisch, weil Leute, die meinen Blog vor 10 Jahren gelesen haben, mir immer noch folgen oder ab und zu einen Druck kaufen.
Ich habe angefangen, an regelmäßigen Wettbewerben teilzunehmen, wie Illustration Friday, das war damals ein wöchentlicher Wettbewerb. Es gab jede Woche ein neues Thema – das hat mich wirklich ermutigt, weiterzumachen.
Inwiefern hat sich Illustration seitdem verändert?
Ich fand diese Wettbewerbe wirklich gut, um mir ein Thema zur Interpretation zu geben. Ich blicke jetzt auf meine frühere Arbeit zurück und sie war wirklich experimenteller. Ich denke, weil ich meinen Stil noch nicht richtig gefunden hatte. Ich hatte ein paar großartige Tutoren in der Schule, die mich dazu ermutigten, weiter zu bloggen, auf Twitter zu gehen, und mir dabei halfen, an meine Grenzen zu gehen. Ich druckte auch gern auf Stoff und machte 3D-Modelle und dergleichen.
Heute ist Illustration als Disziplin sehr viel sichtbarer geworden und viele Leute wollen Illustratoren werden. Es gibt viele Möglichkeiten für Illustration, die zuvor nicht existierten. Wenn man gerade seinen Abschluss gemacht hat, denkt man darüber nach, Bücher, Grußkarten und Magazine zu machen, aber jetzt gibt es soviel, was man mit Live-Illustration und Verpackungen machen kann, und auch großflächige Illustration, z.B. auf Fenstern und Wänden.
Wie kam es zu deinen Workshops?
Das ist eine neue Sache, die sich in den letzten paar Jahren ergeben hat. Ich glaube nicht, dass ich das Selbstvertrauen gehabt hätte, all das zu machen, als ich anfing. Aber es war toll – ich liebe es, zu unterrichten. Und Live-Illustration macht mir wirklich Spaß. Es ist schon witzig, ich arbeite gerne von zuhause aus, weil ich die Ruhe liebe, aber ich bin sehr leicht abgelenkt. Ich habe meistens Musik an im Hintergrund, oder einen Podcast, und wenn mir ein Gedanke kommt, muss ich das unterbrechen, nachdenken, und es dann nochmal von vorne abspielen. So leicht bin ich abgelenkt!
Aber bei so etwas wie einem Workshop oder Live-Illustration schalte ich wohl einfach ab. Weil es sehr intensiv ist – man malt Porträts von Leuten, die vor einem stehen, in ca. 10 Minuten, und man hat Zuschauer dabei, man arbeitet normalerweise 2 oder 3 Stunden lang wie wahnsinnig.
Für welche Art von Events machst du Live-Illustration?
Ich werde eingeladen, Live-Illustration bei Sachen wie Presseveranstaltungen, Blogger-Events oder Werbeveranstaltungen in Geschäften zu machen. Ich habe gerade zugesagt, in der Kinderabteilung von Harrods Live-Illustration zu machen, was bestimmt total süß sein wird. Also ja, es ist eine Vielfalt von Dingen. Wenn Leute es sehen, und sehen, wie beliebt es ist, verstehen sie es. Und Instagram ist enorm. Ich bekomme eine Menge Arbeit durch Instagram.
Wie hältst du die Balance zwischen deiner literarischen Arbeit und den Workshops?
In der Regel lässt sich alles mit Illustrationsaufträgen vereinbaren, die im Mittelpunkt stehen. Ich mache gerne viele andere Dinge nebenbei. Ich versuche, nicht mehr als 4 Workshops im Monat zu machen und ich führe meinen Online-Shop und mache ab und zu Live-Illustration. Also schaue ich meist einfach in meinen Terminkalender und sehe, wieviel ich einbuchen kann.
Ich merke, dass ich ein Gleichgewicht brauche zwischen meiner Arbeit zuhause im Studio und den Sachen, die ich außerhalb mache. Wenn ich nur hier bin und das Studio die ganze Woche nicht verlasse, ist das nicht gut, und wenn ich jeden Tag bei Events unterwegs bin, dann schaffe ich keine richtige Zeichenarbeit.
Was inspiriert dich?
Ich denke, es ist wirklich gut, zu sehen, was in der Kunstszene sonst noch passiert. Instagram kann ein zweigleisiges Schwert sein, besonders als neuer Illustrator, weil man soviel schöne Arbeit auf einmal sieht, dass es ein bisschen überwältigend sein kann, Und dann denkt man irgendwie, ‚ich kann nichts machen, es wurde alles schon gemacht‘, Ich liebe zwar die Community und die Verbindungen zu anderen Künstlern, aber für Inspiration, für neue Arbeit, ist es besser, zu reisen, Museen und Galerien zu besuchen, in London unterwegs zu sein. Das ist es, was meine Arbeit inspiriert. Bei Instagram geht es mir mehr um die Farben. Ein Foto oder eine Illustration, bei denen ich denke, ‚ooh, was für ein schönes Farbthema, das würde ich gerne irgendwann mal ausprobieren‘.
Welchen Rat würdest du jemandem geben, der gerade anfängt?
Ich würde sagen, daran zu denken, dass die Leute, die du auf Instagram siehst, das schon seit sehr langer Zeit machen. Ich mache es schon seit 10 Jahren, es erfordert einfach viel Übung, viel zeichnen, deine Arbeit viel zeigen. Es braucht Zeit, das Momentum zu entwickeln, Kunden zu finden und die Art von Arbeit zu bekommen, die du willst. Aber bleib’ einfach dran – lass’ dich nicht einschüchtern.
Es ist witzig, die Leute, deren Arbeit ich bewundert habe, als ich anfing, die Leute, deren Arbeit ich ausgedruckt und studienhalber in meine Skizzenbücher geklebt habe, sind jetzt meine Kollegen, was wirklich komisch ist, aber auch sehr schön.
Du hast auch als Beeinflusserin mit einigen Marken zusammengearbeitet – wie kam es dazu?
Ich habe für Polaroid und P&O an Kampagnen mit Illustration gearbeitet. P&O war sehr nett – sie haben Leute aufgefordert, innerhalb von 2 Wochen Fotos aus ihrem Urlaub hochzuladen. Dann haben sie einen Gewinner gewählt und ich habe eine Illustration von dessen Urlaubsfoto gemalt, die auf Instagram geteilt wurde. Es war eine sehr schöne Kampagne – eine schöne Art, Social Media zu nutzen, und es war auch schön, Instagram zu einem solch integralen Teil davon zu machen.
Ich habe auch Workshops für Marken veranstaltet – vor kurzem einen für Oasis im Londoner Zoo, weil sie eine Kollaboration hatten. An dem Tag war das Team von Oasis ein bisschen spät dran und ich hatte Gelegenheit, die Tierpfleger zu begleiten und bei der Fütterung der Zwergflusspferde zu helfen.
Du hast einen wunderschönen Heimarbeitsplatz – was sind deine besten Tipps für Leute, die von zuhause aus arbeiten?
Ich versuche, Ordnung zu halten! Mein Mann arbeitet auch von zuhause aus – er ist ein Jazzmusiker – und hat einen anderen Raum, voller Gitarren und Banjos und dergleichen, wo er arbeitet und zu dem wir einfach die Tür zumachen können. Ich denke, du musst dich selbst kennen und wissen, wie du arbeitest. Ich kenne viele Leute, die ein Studio haben und es funktioniert für sie, aber ich weiß, wie ich bin – ich unterhalte mich gern und bin leicht abgelenkt, also würde ich einfach nichts schaffen in einem Studio.
Ich liebe es, meine Ruhe zu haben und die Kontrolle über meinen Raum zu haben. Für mich ist es einfach so, dass ich weiß, wie ich gerne arbeite. Ich plane Pausen ein, in denen ich kurz zur Post gehe oder mir einen Kaffee hole. Ich habe sehr flexible Arbeitszeiten, weil mein Mann zu ungewöhnlichen Zeiten arbeitet. Er kommt oft um Mitternacht oder 1Uhr morgens nachhause, also verbringen wir oft den Morgen zusammen, und dann arbeite ich nach dem Mittagessen bis spät in den Abend hinein.
Ich unterrichte auch oft am Wochenende oder arbeite bei Events, was bedeutet, dass wir dann versuchen, uns Montags freizunehmen. Ich habe wirklich gelernt, wie wichtig es ist, freie Zeit einzuplanen.
Wofür nutzt du deine MOO-Visitenkarten heute?
Ich liebe MOO, weil meine Visitenkarten immer das Dilemma lösen, Leuten, die ich kennenlerne, meine Arbeit zu beschreiben, was ich schwierig finde. Es ist viel einfacher, meine Visitenkarten herauszuholen und zu sagen ‚so sieht meine Arbeit aus‘. Es ist wie ein Mini-Portfolio.
Was steht für dich als Nächstes an?
Ich habe gerade ein Buch geschrieben – wie man Aquarelle malt. Das war ein Traumprojekt. Die Idee dafür hatte ich letzten Sommer und ich dachte mir, dass es eine Marktlücke für ein wirklich schönes, modernes, farbenprächtiges Aquarellbuch gibt. Also habe ich bei ein paar Verlegern angefragt und Anfang des Jahres einen Buchvertrag bekommen. Daran habe ich den ganzen Sommer gearbeitet – es war ein totales Traumprojekt. Es kommt im August 2018 heraus.
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