Eine Industriedesignerin will die Welt verändern

Kickie

Gewappnet mit Stil, Persönlichkeit und einzigartigen Designs ist Industriedesignerin Kickie Chudikova auf einer Mission – Produkte zu entwickeln, die die Welt verändern.

Für Kickie war es leicht, einen Karriereweg zu wählen – sie hat schon immer gewusst, dass sie Produkte entwickeln und neu erfinden wollte. Aber es war ihre Zeit in Wien, an der Universität für angewandte Kunst, die sie wirklich formte und ihr die Vision gab, die sie heute hat.

Jetzt lebt Kickie in New York, wo sie in Karim Rashids Studio arbeitet und parallel zu ihrem Vollzeitjob ihr eigenes Designunternehmen führt. Hier erzählt sie uns, warum sie Designs schaffen möchte, die unsere Welt wesentlich verbessern, enhüllt, was sie auf eine einsame Insel mitnehmen würde, und verkündet ihre einzigartige und fantastische Meinung über Visitenkarten.

Du beschreibst deine Arbeit als ‘Balance zwischen Funktion und Schönheit’ – was bedeutet das?

Im Laufe unseres Lebens umgeben wir uns mit Objekten. Wir kaufen, was wir brauchen –  das  ist die Funktion, treffen aber meist eine unbewusste Wahl, basierend auf Attraktion –  das ist die Schönheit. Produkte müssen gut funktionieren, uns aber auch ästhetisch ansprechen. Die Balance ist der fließende Übergang zwischen nützlich und schön.

Allerdings beruht Schönheit nicht nur auf Form, Farbe, Material und Finish, sondern auch darauf, wie wir mit einem Objekt interagieren und auf dem emotionalen Wert, den es mitbringt.

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Was hat dich dazu geführt, Industriedesign in Wien zu studieren?

Seit ich klein war, wusste ich, dass ich Objekte kreieren und neu erfinden wollte – ich wusste damals nur nicht, dass das ein Beruf ist. Mein Vater war Bauingenieur und schlug mir vor, Architektin zu werden, aber Industriedesign geht tiefer ins Detail und dieser Maßstab passt viel besser zu mir.

Ich begann ein Studium an der Technischen Universität in Bratislava und fand dann heraus, dass Hartmut Esslinger (Gründer von frog design) ein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien leitete – ich hatte das Glück, unter den 12 Leuten zu sein, die in dem Jahr zugelassen wurden!

Es war eine sehr prägende und einflussreiche Zeit in meinem Leben, die wirklich meinen Horizont erweitert hat. Ich hatte dadurch auch Gelegenheit, zu reisen – ich machte einen Austausch am Polytechnikum Mailand und besuchte Firmen wie Apple und Google in Kalifornien.

Deine Designs konzentrieren sich darauf, alltägliche Objekte oder Abläufe neu zu erfinden, damit die Nutzung angenehm ist und Spaß macht – was inspiriert dich?

Ich betrachte die Welt sehr kritisch – als Designerin hat man viel Verantwortung. Man trifft Entscheidungen, die einen ganzen Lebenszyklus beeinflussen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, beim Design nachlässig zu sein, und es macht mich fast wütend, wenn ich ein Produkt mit offensichtlichen Mängeln sehe.

Ich versuche, Design auf spielerische und fröhliche Art anzugehen und Leute zum Lächeln zu bringen oder eine Emotion auszulösen. Ich habe gerade eine Kaffeetasse für Leute mit größeren Nasen designt – sie ist so gefromt, dass die Nase hineinpasst, damit man beim Trinken nicht den Kopf zurückneigen muss.

Du strebst danach, Objekte zu designen, die unsere Welt wesentlich verbessern – gibt es ein Objekt, Design oder eine Erfindung, ohne die du nicht leben könntest?

Das, was ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde: Klebeband. Damit lässt sich alles flicken, von einem Loch im Boot bis hin zu einem Paar Schuhe.

Neben der Arbeit an meinen eigenen Designs arbeite ich in Karim Rashids Studio, was mir erlaubt, größeren Einfluss zu nehmen und direkt an Produkten zu arbeiten, die massenproduziert und weltweit verkauft werden.

Um die Welt wesentlich zu verbessern, muss man aber meiner Ansicht nach in großem Maßstab neu erfinden und arbeiten. Nimm’ zum Beispiel Elon Musk und seine Arbeit mit SolarCity, Tesla und SpaceX. Er ist in der Lage, Paradigmen in Frage zu stellen und ganze Systeme schnell umzugestalten, um die Welt zu verbessern. Das ist für mich der nächste Schritt.

Gibt es ein Verfahren oder ein Objekt, das du gerne neu erfinden würdest und bisher noch nicht kreiert hast?

Ich lebe jetzt seit drei Jahren in New York City und ich bin ständig schockiert von dem ganzen Müll, der auf den Straßen liegt. Es ist hier sehr schwer, zu recyceln und vielen Leuten scheint es einfach egal zu sein – oder vielleicht sind sie nicht informiert.

Umweltverschmutzung ist eine Designwahl – wir müssen unsere Kunden aufklären und dazu drängen, nachhaltige Materialien zu verwenden, Objekte wiederverwertbar zu machen und weniger zu verbrauchen, damit wir diese Welt nicht noch mehr zumüllen. Das wäre eins der brennenden Themen, mit denen ich mich gern in nächster Zukunft befassen würde.

Deine Designs sind alles greifbare 3D-Objekte. Wie bringst du das in 2D-Form ‘rüber, z.B. auf deiner Website und deinen Visitenkarten?

Ich finde Fotografie, Renderings und Video am wirkungsvollsten, um meine Ideen in 2D zu kommunizieren.

Eine Visitenkarte zu haben ist wie eine Uhr am Handgelenk zu tragen – man muss eine wirklich coole haben! Dank der Printfinity-Funktion kann ich ein anderes Design auf die Rückseite jeder Karte drucken und jedem potentiellen Kunden die passende Karte geben.

Wie förderst du deine Marke?

Ich betrachte meine Designs als “Gesamtkunstwerk” und mich selbst als die Personifikation meiner Marke. Meine eigene Kleidung zu designen, meinen Schmuck 3D zu drucken und kräftige Farben zu tragen ist ein wesentlicher Teil von mir – und meiner Marke.

Ich denke, Bilder können viel ausdrücken und deshalb liebe ich es, Visitenkarten zu haben. Meine Totem-Serie z.B. repräsentiert auf abstrakte Art alles, was ich im Produktdesign mache: Texturen, Formen und Farben kombinieren, um abstrakte Kompositionen und Formstudien mit vorhandenen Materialien zu schaffen. Und all das auf einem kleinen Stück Papier!

Ansonsten ist heutzutage Instagram eine sehr einfache und nützliche Art, deine Arbeit und Marke zu promoten.

Welche Tipps hast du für angehende Entrepreneure, die ihr eigenes Unternehmen starten wollen?

Arbeite hart und bleib’ deiner Arbeit gegenüber kritisch – in der Lage zu sein, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, ist wichtig. Und zu wissen, in welche Richtung du gehst, damit du ans Ziel kommst, auch wenn es seine Zeit braucht.

Ich glaube außerdem, dass Networking der Schlüssel zum Erfolg sein kann. Du kannst wirklich herausragend auf deinem Gebiet sein, aber letztendlich kommt es darauf an, wen du kennst und mit wem du zusammenarbeiten kannst, also lerne Leute kennen und lass’ dich sehen. Aber vor allen Dingen, hab’ Spaß!

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