Aufbau eines Fashion-Labels mit Gewissen
Halla Hákonardóttir und Helga Kjerúlf, umweltfreundliche Designerinnen, über nachhaltige Mode, recycelte Cotton-Visitenkarten und Gründung unter Freundinnen.
Halla Hákonardóttir und Helga Kjerúlf reisen um die Welt, um Inspiration für ihre umweltfreundlichen Textilien zu finden. Aber was ist das Geheimnis ihrer erfolgreichen Kollaboration?
Sie teilen eine Leidenschaft für umweltfreundliche Textilien und das Bedürfnis, ihre Botschaft durch Designprojekte mit einem ausgeprägten Sinn für Humor zu vermitteln. Also beschlossen Halla und Helga, sich zusammenzutun, nachdem sie sich ein paar Jahre zuvor an der Kunstschule kennengelernt hatten.
Die Ideen sprudelten, eine starke Verbundenheit entstand und USEE war geboren – eine Marke, die auf „guten Sachen und verrückten Vibes“ basiert.
Heute liefert die Mode des Duos eine zeitgemäße Botschaft über Nachhaltigkeit, mit einem einzigartigen, nordischen Appeal. Aber was ist die Inspiration hinter ihrer Kollaboration? Und wie sorgen sie dafür, dass ihre materialbetonten Designs sich von der Menge abheben? MOO hat sich mit Halla und Helga unterhalten, um herauszufinden, wie ihre Marke tickt.
Wie habt ihr euch kennengelernt und wann hattet ihr den Geistesblitz, kreative Partnerinnen zu werden?
Wir haben uns an der Kunsthochschule kennengelernt, ich habe Architektur studiert und Halla Modedesign. Nach dem Abschluss haben wir beide unser eigenes Ding gemacht und sind ein paar Jahre herumgereist. Dann zogen wir genau zur selben Zeit zurück nach Island. Wir haben uns oft zum Kaffee getroffen und schnell gemerkt, dass wir viele ähnliche Träume und Ideen hatten. Wir hatten ein richtig gutes Gefühl bei dem Gedanken, zusammenzuarbeiten.
Woher kamen der Antrieb und die Ambition, USEE zu gründen?
Wir haben viel gemeinsam, was unsere Ästhetik und unsere Ansichten über Nachhaltigkeit betrifft. Wir fingen an, unser Konzept und unser Studio zu visualisieren und haben dann eines Tages gesagt, „lass’ uns das einfach machen.“ Wir sind beide ziemlich impulsiv, das hat vielleicht auch geholfen!
Was ist die Botschaft hinter USEEs einzigartigen Designs?
Unsere Designprojekte werden überwiegend aus Rest- und/oder Second-Hand-Material gefertigt. Sie sind konzeptionell und radikal, aber mit einer Prise Humor. Wir nutzen sie, um die Menschen über die Modebranche und das Wachstum von „Fast Fashion“ und Massenproduktion zu informieren.
Das Käuferverhalten muss sich ändern, aber Designer müssen auch Verantwortung übernehmen. Wir möchten unserer Generation zeigen, dass recycelte und umgearbeitete Kleidung modisch sein kann und die Leute gleichzeitig zum Lächeln bringen. Jedes Produkt, das wir herstellen, hat eine Botschaft. Wie z.B. unsere unsere Bademode, die müsst ihr euch angucken!
Woher bezieht ihr eure Materialien?
Wir besuchen viele karitative Second-Hand-Shops, wo wir gebrauchte Stoffe, Reißverschlüsse, Garne und Knöpfe kaufen. Wir haben schon einige fantastische Stoffe gefunden und die Leute sind immer überrascht, wenn wir ihnen erzählen, wo sie herkommen.
REMIX ist unsere Streetwear-Linie – wir machen Hosen aus Vorhangstoffen und Kleider aus Bettlaken, und wir kreieren Ringe, Ohrringe und Ketten aus ausrangierten Spiegeln für unsere Schmuckkollektion.
Was ist eure größte Inspirationsquelle?
Manchmal kommen Ideen aus den Büchern, die wir lesen, der Musik, die wir hören, unseren Reisen, Filmen oder was immer sonst unsere Aufmerksamkeit erregt.
Aus historischer Sicht fühlen wir uns von Kunst, Design und Architektur aus der Zeit von 1920 bis 1980 angezogen. Wir lieben besonders die Art-Deco-Ära – wir waren kürzlich in Miami und die Art-Deco-Straßen in South Beach sind unglaublich! Wir haben sie absolut geliebt.
Ansonsten lassen wir uns vom Alltag inspirieren. Von irgendwelchem Zeug, das zuhause bei uns rumliegt, oder von Dingen, die für uns ein bisschen exotisch sind, aber für andere Leute ganz normal – wie Palmen und Fächer. Niemand in Island besitzt einen Fächer!
Was macht ihr, um gute Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln, während ihr eure Marke aufbaut?
Es hat eine Weile gedauert, einen Rythmus zu finden und unsere Arbeitsgewohnheiten und -zeiten zu organisieren. Es kann schwierig sein, sich Limits zu setzen, wenn man für sich selbst arbeitet, aber wir werden langsam besser darin. Das ist einer der Gründe, warum wir viel reisen – wir machen Brainstorming und sammeln Ideen, aber unsere Computer bleiben zuhause.
Ihr verkauft eure Arbeiten in Kunstgalerien und Pop-up-Shops – was sind eure Top-Tipps?
Man muss einen Weg finden, sich von der Masse abzuheben – reizvoll und auffällig zu sein. Dafür sind Visitenkarten äußerst wichtig.
Wenn man teure Produkte anbietet, brauchen die Leute in der Regel Zeit, darüber nachzudenken, bevor sie kaufen, also ist es sinnvoll, ihnen unsere Visitenkarte zu geben, damit sie uns kontaktieren können, wenn sie später etwas kaufen möchten.
Es ist so leicht, im schwarzen Loch der Cyberwelt vergessen zu werden. Wir finden es wichtig, etwas Physisches zu haben, das wir aushändigen können – und natürlich sind unsere Karten aus recycelter Baumwolle gemacht!
Was sind eure Markenwerte und wie habt ihr sie definiert?
Ethisch zu sein ist Kern unserer Marke, und die Bedeutung von Farbe im Design zu feiern, und ein Sinn für Humor. Jedes Produkt muss eine Bedeutung haben, eine versteckte Botschaft, oder irgendwie das Bewusstsein schärfen.
Wir sehen unsere Marke als eine Person, die nachhaltig is, Musik hört und gern Spaß hat. Diese Person, die wir uns vorstellen, hat uns geholfen, unsere Werte zu bilden.
Wie reagieren die Leute auf eure Produkte?
Viele Leute sagen uns, dass wir frisch und farbenfroh sind und ein tolles Konzept haben. Es war besser als wir anfangs zu hoffen gewagt haben. Ohne Menschen, die an uns glauben, wäre es schwierig gewesen, alles zu erreichen, was wir erreicht haben.
Welche Tipps habt ihr für angehende Entrepreneure, die ihr eigenes Unternehmen starten wollen?
Mach es einfach! Geh es langsam an und gib dir Zeit, dich zu entwickeln und zu wachsen, aber denk nicht zuviel nach und hab keine Angst, Fehler zu machen. So lernt man. Es ist besser, falsche Entscheidungen zu treffen, solange deine Marke noch klein ist.
Nimm dich selbst nicht zu ernst, aber mach dich auch nicht kleiner als du bist. Vertrau deinem Instinkt. Wenn wir falsche Entscheidungen getroffen haben, haben wir sie nicht als Fehler betrachtet, weil alles, was wir gemacht haben, uns dahin gebracht hat, wo wir heute sind.
Heben Sie sich von der Masse ab und gestalten Sie Ihre eigenen Visitenkarten
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